Unsere Geschichte
Seit 1633 im Dienste der Nächstenliebe
Die Barmherzigen Schwestern stehen in der Nachfolge des hl. Vinzenz von Paul (1581-1660). Für ihn zeigte sich die Liebe zu Gott immer auch in der tätigen Nächstenliebe. Seit mehr als 350 Jahren sind wir immer dort, wo die materielle und geistliche Not der Menschen am größten ist - um zu helfen, zu pflegen und zu trösten.
Unsere Geschichte
Die Gründungszeit des Ordens (1734-1832)
Die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul mit dem Mutterhaus München geht nicht in direkter Linie auf den heiligen Vinzenz von Paul zurück. Ihr Ursprung liegt aber ebenfalls in Frankreich: Louis Chauvet, Pfarrer im kleinen Dorf Levesville bei Chartres, gründete nach dem Vorbild von Pauls im Jahr 1695 die "Paulusschwestern". Der Orden wuchs schnell und wurde in ganz Frankreich bekannt. 1732 sandte Kardinal de Rohan, Bischof von Straßburg, junge Frauen zur Ausbildung zu den Paulusschwestern. Diese kehrten 1734 nach Zabern im Bistum Straßburg zurück und nahmen im dortigen Spital den Pflegedienst auf. Die Gemeinschaft nannte sich fortan „Soeurs de la Charité“. Der Name „Barmherzige Schwestern“ war geboren.
Die Anfänge in München (1832-1837)
König Ludwig I. von Bayern hatte in Frankreich von den Barmherzigen Schwestern gehört und plante, den Orden auch in seinem Königreich anzusiedeln. Am 10. März 1832 entsandte das Straßburger Mutterhaus zwei Schwestern nach München, um hier eine neue Gemeinschaft zu gründen: Schwester Ignatia Jorth sollte Oberin im Allgemeinen Krankenhaus in Nähe des Sendlinger Tors werden. Ihre Mitschwester Apollonia Schmitt war als Novizenmeisterin für die 46 jungen Frauen vorgesehen, die dort bereits auf ihre Aufnahme in den Orden warteten.
Mit viel Engagement, Weitsicht und Durchsetzungsvermögen reformierten die Schwestern das Krankenhaus. Schwester Ignatia, eine erfahrene Krankenschwester, erkannte die Schwierigkeiten und verwirklichte mit zäher Energie ihre Reformpläne. Sie war nicht nur die erste Oberin des Krankenhauses, sondern auch die erste Generaloberin der jungen Münchner Gemeinschaft. Schnell hatten die Barmherzigen Schwestern weit über München hinaus einen so guten Ruf, dass schon 1835 die ersten Schwestern als Pflegerinnen an andere Krankenhäuser geschickt wurden.
Die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg (1837-1939)
Zwischen 1837 und 1839 entstand in unmittelbarer Nachbarschaft zum Allgemeinen Krankenhaus ein neues spirituelles Zentrum des Ordens: das Mutterhaus der Kongregation. Von dort aus verbreitete sich die Idee der Barmherzigen Schwestern wie ein Lauffeuer. Kaum ein Jahrzehnt später zählte man bereits 16 Niederlassungen allein in Bayern. Vom Mutterhaus München gingen zudem Neugründungen von Ordensgemeinschaften in Innsbruck (1839), Graz (1841) und Salzburg (1844) aus. Krankenhäuser, Altenheime, Schulen und Kindergärten wurden zu bevorzugten Orten des Wirkens. Die Barmherzigen Schwestern widmeten sich aber auch der Hauskrankenpflege und Armenfürsorge. Die karitativen Einrichtungen der Barmherzigen Schwestern und anderer Orden waren in der Zeit der Industriellen Revolution mit zunehmender Verarmung der Landbevölkerung oft die einzige Hilfe für die zahlreichen Hilfsbedürftigen.
Die Barmherzigen Schwestern hatten zu dieser Zeit sehr großen Zulauf. Für viele junge Frauen bedeutete der Eintritt in die Ordensgemeinschaft einen sozialen Aufstieg, denn der von den meisten ausgeübte Beruf der Krankenschwester war in der Gesellschaft hoch angesehen und lange Zeit ohne den Eintritt in einen Orden nicht erreichbar. Ihren Höchststand erreichte die Zahl der Schwestern vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939: Zu diesem Zeitpunkte zählte die Gemeinschaft insgesamt 2847 Profess-Schwestern, Novizinnen und Kandidatinnen in über 150 Niederlassungen.
Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit.
Nationalsozialismus und Kriegszeit markierten einen tiefen Einschnitt in der jahrhundertelangen Tradition der Barmherzigen Schwestern. Viele Niederlassungen mussten aufgegeben werden. Auch der Dienst in den Krankenhäusern wurde für die Schwestern immer schwerer. Viele Barmherzige Schwestern wurden aus den Krankenhäusern entfernt und durch weltliche Schwestern ersetzt. Im Bombenhagel der ständigen Luftangriffe verloren 21 Angehörige der Kongregation ihr Leben, und im Mutterhaus waren infolge der Zerstörungen zeitweise nur noch wenige Räume bewohnbar.
Doch die Entbehrungen des Krieges konnten die Inspiration und die Initiative der Schwestern nicht brechen. So führten sie die lang gepflegte Tradition humanitärer Hilfe auch in der Nachkriegszeit fort. Bis Anfang der 1960er Jahre erlebte die Kongregation einen starken Zulauf junger Frauen, die sich, inspiriert vom tiefen Glauben der Schwestern in schwerer Zeit , der Gemeinschaft anschlossen.
Die Kongregation heute
Heute zählt die Kongregation etwa 130 Schwestern, die in rund einem Dutzend Niederlassungen tätig sind oder im Ruhestand leben. Etwa 1700 weltliche Mitarbeiter sind darüber hinaus in den Einrichtungen der Kongregation beschäftigt und unterstützen die Barmherzigen Schwestern in ihrem Dienst.
Das prägendste Ereignis unserer jüngsten Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg war der Neubau und Bezug des neuen Mutterhauses im Münchner Stadtteil Berg am Laim. Seit 2007 befindet sich hier der Sitz der Kongregation in einem modernen, großzügigen Gebäude.