Zum Karl-Leisner-Gedenktag: Seliger, Märtyrer, Versöhner

"Segne auch, Höchster, meine Feinde"

„Segne auch, Höchster, meine Feinde.“ - Ein Satz, der unter ganz normalen Umständen schon sehr bemerkenswert ist. Ein Satz, der uns vermutlich nicht leicht über die Lippen kommen würde.

„Segne auch, Höchster, meine Feinde.“ - So Karl Leisners letzter Tagebuch-Eintrag, kurz vor seinem Tod. Er wird nur 30 Jahre alt werden.

Am heutigen Samstag, dem 12. August, begehen wir seinen Gedenktag.

 

In unserem Waldsanatorium bei Planegg wird der Selige in besonderer Weise verehrt und sein Gedenken bewahrt. Hier im Waldsanatorium starb der schwerkranke Karl Leisner, er war während seiner Haft an Tuberkulose erkrankt, nach seiner Befreiung aus dem KZ Dachau, am 12.08.1945.

 

Zum heutigen Gedenktag habe ich Mitschwestern, die bereits seit vielen Jahren im Waldsanatorium leben, nach ihren persönlichen Gedanken zu Karl Leisner gefragt. Zwei Gedanken möchte ich hier herausgreifen.

 

Zum einen: „Karl Leisner, ein Glaubenszeuge aus der dunklen Geschichte des 20. Jahrhunderts, ist uns hier im Waldsanatorium sehr nahe. Jeden Tag führt mein Weg an seinem Sterbezimmer vorbei und erinnert mich an jene Menschen, die damals, aber auch heute noch wegen ihrer Religion, Rasse oder Meinung verfolgt, weggesperrt und misshandelt werden. Diesen gilt heute mein Fürbittgebet. Sein letzter Eintrag im Tagebuch „Segne, auch Höchster, meine Feinde“ möge uns ermutigen, Hass und Zorn in gläubiges Bitten und tätige Liebe zu wandeln.“

 

Zum anderen: „Karl Leisners Leben wirkt auf den ersten Blick erfolglos. Kaum zum Priester geweiht, ist er verstorben. All das, was er vorhatte, seine Zukunftspläne, haben sich nicht mehr erfüllt. Und doch hat er so viel mehr geschaffen: Er hat Versöhnung ermöglicht. Nicht erst mit seinem letzten Satz; die Versöhnung begann schon früher, im KZ Dachau. Zum Priester geweiht wurde er von einem Französischen Bischof, Frankreich und Deutschland waren 1944 Erzfeinde, eigentlich. Und so ist gerade diese Priesterweihe ein erstes Zeichen der Versöhnung.“

 

Für mich persönlich ist der Ausspruch „Segne auch, Höchster, meine Feinde“ vor allem auch ein persönlicher Anspruch und eine Erinnerung, dass ich immer wieder mit dem, was mir schwerfällt, mit dem was ich selbst nicht leisten kann, mich Gott anvertrauen darf. Bei Gott passieren Versöhnung und Heilung.

 

Ihre Sr. Josefa Maria