Am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten, begeht die Kirche den „Tag des gottgeweihten Lebens“.
Bei der Suche nach der Bedeutung dieses Titels ist schnell der Gedanke im Vordergrund, dass es ein Tag für Priester und Ordenschristen ist. In vielen Gottesdiensten wird auch ausdrücklich auf den Priesterberuf, das Ordensleben, den ständigen Diakonat hingewiesen und dafür gebetet. Das hat seine Berechtigung und sollte auch nicht als gering angesehen werden.
Dennoch: Gott-geweihtes-Leben ist viel mehr, ist viel weiter zu fassen. Es geht dabei für uns alle um die Ausrichtung des Lebens. Wo und wofür gebe ich alles, mich selbst? Wem bin ich - letztlich - Rechenschaft schuldig? Vor wem bin ich - letztlich – verantwortlich?
Als Christen haben wir darauf eine Antwort. Manchmal schnell, manchmal zögerlich. Meist im Bewusstsein des Zurückbleibens hinter einem hohen Anspruch, aber doch mit dem Wunsch, dieser Ausrichtung gerecht zu werden.
Sakramental grundgelegt ist unsere Lebensausrichtung in der Taufe, dem Ursakrament der Kirche. In der Taufe wird der Mensch Gott geweiht. Weihe an Gott – unabhängig davon, in welcher Lebensform sie gelebt wird – ist der Entschluss, sein Leben auf Gott hin auszurichten, in seiner Gemeinschaft zu leben und sich von ihm in Dienst nehmen zu lassen. Grundgelegt in der Taufe begründet Weihe (an Gott) keine besondere oder exklusive Stellung.
Wenn ich die Menschwerdung Gottes, die vor 40 Tagen gefeiert wurde, ganz ernst nehme, kann ich vielleicht auch sagen, in seiner Menschwerdung hat sich Gott dem Menschen geweiht. Mit dem Entschluss, ausgerichtet auf Gott hin zu leben, weihe ich mein Leben eben diesem Gott. So wird Weihe zu einem Beziehungsgeschehen zwischen Gott und Mensch. Diese Beziehung will jedem geschenkt sein, der Gott als eine Wirklichkeit in seinem Leben annimmt, auch wenn diese Annahme immer eine suchende bleiben wird. Denn Gott will mit uns Menschen Beziehung haben.
Feiern wir am Tag des Gott geweihten Lebens dieses Beziehungsgeschehen mit Gott, mit dem uns unendlich liebenden Gott, der aus Liebe Mensch wurde.
Schwester Miriam Strunz