Geduld und Gottvertrauen üben

Unser Impuls zum Hl. St Vinzenzfest

Zwei Wand-Banner in der Kapelle des Alten-und Pflegeheims St Katharina Labouré der Barmherzigen Schwestern

Kapelle des Alten-und Pflegeheims St Katharina Labouré.

In diesem Jahr fällt das Fest für den von heiligen Vinzent von Paul in die bayerische Aktionswoche zum Thema Demenz. 270.000 Menschen allein in Bayern sind an Demenz erkrankt. Diesen Menschen mit Respekt und Geduld zu begegnen ist eine zentrale Forderung.

Über Geduld sagte der hl. Vinzenz von Paul: „Es gibt fast keinen Augenblick im Leben, in dem wir die Tugend der Geduld nicht nötig hätten.“

Geduld in allen Lebenslagen? Im Angesicht von drängenden gesellschaftlichen und sozialpolitischen Fragestellungen, im Angesicht der Bedrohung unserer Schöpfung durch den Klimawandel und letztendlich angesichts unserer eigenen täglichen, langen To-Do-Liste erscheint Geduld bei einem ersten Blick nicht auf Platz 1 der gerade gefragten Tugenden zu liegen.

Wer aber den Lebensweg von Vinzenz von Paul und sein unermüdliches Engagement für die Menschen am Rande der Gesellschaft kennt, der weiß, dass mit Geduld in keinster Weise Passivität gemeint sein kann. Geduld ist vielmehr die aktive Entscheidung, einer Sache oder einer Person Zeit zu widmen: Das kann Geduld sein, um komplexe Sachverhalte zu verstehen und Lösungen zu finden. Genauso kann es auch die Zeit sein, die man dem älteren Menschen in der Kassenschlange schenkt. Oder Geduld mit einem Kind, das auf dem Weg zum Kindergarten die Welt entdecken möchte.

Vinzenz von Paul fordert uns weiter auf, auch mit uns selbst geduldig zu sein: „Die Geduld uns selbst zu ertragen, ist nicht minder notwendig als die Nächstenliebe, um den Nächsten zu ertragen.“ Wir sollen uns selbst Zeit geben, unseren Weg zu finden, uns zu entwickeln und unsere Ziele zu erreichen.

Geduld kostet dabei Kraft. Kraft, um am Ball zu bleiben. Kraft, sich gegen das Gefühl von Dringlichkeit zu stellen.  Kraft, innezuhalten, um Mitgefühl zeigen, Kraft, einzuhalten, um nachzudenken.

Und schlussendlich bedeutet Geduld Gottvertrauen. Vertrauen, dass er zu uns steht, mit uns geduldig ist und uns zur rechten Zeit hilft, Hindernisse zu überwinden.

Auch wenn wir  also nicht “fast immer“ Geduld aufbringen können, so ist zumindest der Vorsatz, sich in Geduld, in Gottesvertrauen, zu üben, eine Botschaft, die auch über die Demenzwoche hinauswirkt.

 

Bettina Rauscher

 

Die Fotos stammen aus der Kapelle des Alten- und Pflegeheims St. Katharina Labourè, in der am gestrigen Nachmittag eine sehr schöne Veranstaltung im Rahmen der Bayerischen Aktionswoche für Menschen mit Demenz stattfand:   offene Singrunde